Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


62. Kapitel: Zwiegespräch zwischen einem Jesuiten und Bischof Martin. Belehrung einer Barmherzigen Schwester, die vor der Hölle Angst hat.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Tritt ein Jesuit hervor und spricht: „Edler Freund, du scheinst eben kein großer Freund von Künsten und Wissenschaften zu sein, weil du an diesen so überaus werthesten Damen des Herzens Jesu so wenig Wohlgefallen findest, und doch sind sie so zu sagen der einzige weibliche Orden, der mit allem Fleiße den Wissenschaften und Künsten von früh Morgens bis spät Abends obliegt, und dadurch uns Brüdern der Gesellschaft Jesu am nächsten kommt! Ah, Bruder, Freund! diese Damen solltest du doch mit mehr Achtung und Liebe behandeln!"

02] Spricht B. Martin: „Warum nicht gar, diese dummen eingebildeten Greteln mit mehr Achtung?! Ich sage dir, für diese ist das noch viel zu viel, was ich ihnen an Achtung zolle! Diesen sollte man die Thüre weisen, und sie noch auf einige Millionen Jahre hinaus stoßen; vielleicht verlernten sie dadurch ihre fremden Sprachen, was wirklich gut für sie wäre!

03] Siehe, wie ich sie nun anschaue, so sehe ich Zorn und Hochmuth aus ihren Augen sprühen; sie möchten sich wohl sehr gerne verstellen; aber das thut sich nicht mehr hier im Reiche der Geister; denn hier durchschaut man besonders so lockere Geister mit einem Blick, und erschauet bald und leicht, wie sie so ganz eigentlich von Innen beschaffen sind! Weil ich aber diese Gänse durchschaut habe, und sie nun noch besser durchschaue, und sie ob ihrer großen Thorheit mich sehr aneckeln, so muß ich sie ja wohl wenigstens in jenen Winkel hinbescheiden, damit ich mich nicht ärgere an ihrem Anblicke!

04] Du selbst und alle deines löblich dummen Collegiums aber müsset euch auf euren höchst ungebührlichen Namen eben auch nichts einbilden; denn denke selbst nach, und sage mir, mit welchem Rechte ihr euch Jesuiten nennet, und wer euch da zu solcher Entheiligung des göttlichen Namens die Befugniß ertheilet hat? und du wirst es leicht einsehen, wie schändlich ihr selbst diesen allerheiligsten Namen gemißbrauchet habt, und wodurch ihr Alle nun wohl solchen Frevel wieder gutmachen könntet?!

05] Kann Einer aus euch sagen: Jesus der Herr hat uns also berufen, wie etwa einen Paulus oder Petrus! oder hat je Einer aus euch Jesum gesehen oder gesprochen, oder hat je Einer aus euch bei Lebzeiten eures Leibes etwa das Evangelium höher gehalten als den Ignatius von Lojola? Sehet, ihr waret in der That die entschiedensten Feinde Jesu Christi, und nennet euch Jesuiten?!"

06] Spricht wieder der Jesuit: „Liebster Freund und Bruder! diese Sache scheinst du entweder schlecht, oder gar nicht zu verstehen; verstehst du denn nicht, was das heißt: Omnia ad majorem dei gloriam? (Alles zur größeren Ehre Gottes.) Siehe, in dem liegt der Grund unseres Namens. Nicht, als wenn uns Jesus der Herr Nominativ gestiftet hätte, sondern wir nur erwählten diesen Namen zu Seiner größern Ehre! Ich weiß es wohl, daß das Mittel an und für sich nicht löblich ist; aber was liegt da am Mittel, wenn nur der Zweck gut ist, und das Mittel heiliget, wenn dieses auch noch so schal wäre."

07] Spricht B. M.: „Du sprichst hier auch wie ein Narr, und urtheilest über göttliche Dinge, wie ein Blinder über die Farben! Meinst du wohl, der große Gott, Den zahllose Myriaden von den allerunerhörtesten Wundern der Wunder ewig durch die ganze Unendlichkeit ehren, ich sage dir, heilige Wunder, deren Klarheit, Erhabenheit, endlose unbegreiflichste göttliche Schönheit so groß ist, daß sie dich in einem Augenblicke tödten würden, so du ihrer ansichtig würdest, wird dadurch an Seiner Ehre etwas gewinnen, so du dich Ihm zu Ehren ungebührendster Maßen „Jesuit" nennst, oder so du durch 1000 andere oft allerschändlichste Mittel scheinbar gute Zwecke zu erreichen wähntest?

08] Meinst du wohl, daß Jesus die schmähliche Inquisition zu Seiner größeren Ehre eingesetzt hat durch einen Mönch? Oder meinst du, Jesus hatte ein Wohlgefallen an den Autotafe's (Menschen-Verbrennung) und an anderen Gräueln, die ihr vorgeblich zu Seiner größern Ehre verübet habt, hattet aber doch im Hintergrunde einen ganz andern, nicht selten allerschändlichsten Zweck nur?!

09] Meinst du wohl, der Herr Jesus hat ein Ihn ehrendes Wohlgefallen daran, so du Mädchen geschwängert hast, und hast sie dann eben auch ad majorem dei gloriam in der Kirchengruft lebendig einmauern lassen? oder so du zur größeren Ehre Gottes das Vermögen von tausend Wittwen und Waisen durch allerlei höllische Vorspiegelungen an dich gezogen hast, und hattest nachher kein Herz, wann du Tausende im größten Elende schmachten sahst?!

10] Meinst du wohl noch im Ernste, so was könnte zur größern Ehre Gottes dienlich sein, und der Herr Jesus hätte ein Wohlgefallen an solcher Verherrlichung Seines Namens? O, wenn du das im Ernste meinst, so bist du das bedauerungswürdigste Wesen in der ganzen ewigen Unendlichkeit Gottes!

11] Was wohl würdest du sagen, so nun Jesus, Der da ist der alleinige ewige Herr und Gott Himmels, und aller zahllosen Myriaden von Welten, vor dir stünde, und dich fragete, wie du und dein ganzer Anhang Sein Wort gehandhabt habet, und wer euch das Recht ertheilt hat, Seinen allerheiligsten Namen auf eine so gräßliche Art zu entheiligen?! Sage, sage; ja saget ihr Alle, was wohl würdet ihr dem allmächtigen, ewigen Gott erwidern?!"

12] Alle ergreift nun ein ersichtlicher Schauder und eine starre Stumpfheit, und keiner getraut sich auch nur mit einer Silbe dem B. M. etwas zu erwidern; denn sie Alle halten ihn nun für einen Richter-Engel.

13] Nur eine barmherzige Schwester geht ganz furchtsam zum B. M. hin und sagt: O, du richtender Engel im Namen Gottes! Nur in die Hölle verdamme uns nicht! in's Fegfeuer wollen wir in Gottes Namen ja Alle gerne gehen! Oooooh, ohohohohohoh! das ist ja erschrecklich, was du für ein gestrengester Richter bist! Ohohohohoh! habe doch nur einiges Mitleid mit uns armen Sündern und Sünderinnen!"

14] Spricht B.M.: „Stehe auf, du blitzdumme Barmherzigerin! Ich bin kein Richter, sondern selbst ein armer Sünder, und erhoffe selbst des Herrn Gnade! aber ich sehe doch meine große Dummheit Gott sei Dank nun ein, und weil ich diese einsehe, so zeige ich euch auch die eurige, auf daß ihr dieselbe ablegen sollet, und werden, wie es die ewige Ordnung des Herrn will, ansonst ihr stets nur in ein größeres Elend verfallen werdet, statt emporzusteigen in eine größere Seligkeit!

15] Daß ich euch aber nicht richte, beweist, daß ich euch Alle aufgenommen habe, und euch nicht fortschaffe, sondern freundlichst allesamt behalte, so ihr übrigens bei mir verbleiben wollet; aber so ihr bleibet, müßet ihr nicht an euren Thorheiten festhalten, sondern euch ruhig belehren lassen von dem, der hier sicher mehr Erfahrung hat, als ihr Neulinge in dieser Welt; also seid nun ruhig, und denket über meine Worte nach!"

01] Tritt ein Jesuit hervor und spricht: »Edler Freund, du scheinst eben kein großer Freund von Künsten und Wissenschaften zu sein, weil du an diesen so überaus wertesten Damen des Herzens Jesu so wenig Wohlgefallen findest. Und doch sind sie sozusagen der einzige weibliche Orden, der mit allem Fleiße den Wissenschaften und Künsten von früh morgens bis spät abends obliegt und dadurch uns Brüdern der Gesellschaft Jesu am nächsten kommt! Ah, Bruder, Freund, diese Damen solltest du doch mit mehr Achtung und Liebe behandeln!«

02] Spricht Bischof Martin: »Warum nicht gar, diese dummen, eingebildeten Greteln mit mehr Achtung? Ich sage dir, für diese ist das noch viel zu viel, was ich ihnen an Achtung zolle! Diesen sollte man die Türe weisen und sie noch auf einige Millionen Jahre hinausstoßen. Vielleicht verlernten sie dadurch ihre fremden Sprachen - was wirklich gut für sie wäre!

03] Siehe, wie ich sie nun anschaue, so sehe ich Zorn und Hochmut aus ihren Augen sprühen! Sie möchten sich wohl sehr gerne verstellen, aber das tut sich nicht hier im Reiche der Geister. Denn hier durchschaut man besonders so lockere Geister mit einem Blick und erschaut bald und leicht, wie sie so ganz eigentlich von innen beschaffen sind. Weil ich aber diese Gänse nun noch besser durchschaue und sie ob ihrer großen Torheit mich sehr anekeln, muß ich sie ja wenigstens in jenen Winkel hinbescheiden, damit ich mich nicht ärgere an ihrem Anblicke.

04] Du selbst und alle deines löblich-dummen Kollegiums aber müsst euch auf euern höchst ungebührlichen Namen eben auch nichts einbilden. Denn denke selbst nach und sage mir, mit welchem Rechte ihr euch Jesuiten nennt, und wer euch da zu solcher Entheiligung des göttlichen Namens die Befugnis erteilt hat? Du wirst dann leicht einsehen, wie schändlich ihr selbst diesen allerheiligsten Namen mißbraucht habt und wodurch ihr alle nun solchen Frevel wieder gutmachen könntet!

05] Kann einer von euch sagen: 'Jesus, der Herr, hat uns so berufen wie etwa einen Paulus oder Petrus'? Oder hat je einer von euch Jesus gesehen oder gesprochen oder bei Lebzeiten eures Leibes etwa das Evangelium höher gehalten als den Ignatius von Loyola? Seht, ihr waret in der Tat die entschiedensten Feinde Jesu Christi und nennt euch 'Jesuiten'?

06] Spricht wieder der Jesuit: »Liebster Freund und Bruder, diese Sache scheinst du entweder schlecht oder gar nicht zu verstehen! Verstehst du denn nicht, was das heißt: 'Omnia ad maiorem dei gloriam' (Alles zur größeren Ehre Gottes!)!? Siehe, in dem liegt der Grund unseres Namens! Nicht, als wenn uns Jesus, der Herr, nominativ gestiftet hätte, sondern wir nur erwählten diesen Namen zu Seiner größeren Ehre! Ich weiß wohl, daß das Mittel an und für sich nicht löblich ist. Aber was liegt da am Mittel, wenn nur der Zweck gut ist und das Mittel heiligt, wenn dieses auch noch so schal wäre!«

07] Spricht Bischof Martin: »Du sprichst hier auch wie ein Narr und urteilst über göttliche Dinge wie ein Blinder über die Farben! Meinst du wohl, der große Gott, den zahllose Myriaden der unerhörtesten Wunder der Wunder ewig durch die ganze Unendlichkeit ehren - ich sage dir: heilige Wunder, deren Klarheit, Erhabenheit und unbegreiflichste göttliche Schönheit so groß ist, daß sie dich in einem Augenblicke töten würde, so du ihrer ansichtig würdest - wird dadurch an Seiner Ehre etwas gewinnen, so du dich Ihm zu Ehren ungebührendst 'Jesuit' nennst, oder so du durch tausend andere, oft allerschändlichste Mittel scheinbar gute Zwecke zu erreichen wähntest?!

08] Meinst du wohl, daß Jesus die schmähliche Inquisition zu Seiner größeren Ehre eingesetzt hat durch einen Mönch?! Oder meinst du, Jesus hat ein Wohlgefallen an den Autodafes (kirchl. Ketzerverbrennungen) und an anderen Greueln, die ihr vorgeblich zu Seiner größeren Ehre verübt habt, hattet aber doch im Hintergrunde nur einen ganz andern, nicht selten allerschändlichsten Zweck?!

09] Meinst du wohl, der Herr Jesus hat ein Ihn ehrendes Wohlgefallen daran, so du Mädchen geschwängert hast und habt sie dann eben auch ad maiorem dei gloriam in der Kirchengruft lebendig einmauern lassen? Oder so du zur größeren Ehre Gottes das Vermögen von tausend Witwen und Waisen durch allerlei höllische Vorspiegelungen an dich gezogen hast und hattest nachher kein Herz, wenn du Tausende im größten Elende schmachten sahst?!

10] Meinst du wohl noch im Ernste, so was könnte zur größeren Ehre Gottes dienlich sein, und der Herr Jesus hätte ein Wohlgefallen an solcher Verherrlichung Seines Namens? Oh, wenn du das im Ernste meinst, so bist du das bedauernswürdigste Wesen in der ganzen ewigen Unendlichkeit Gottes.

11] Was wohl würdest du sagen, so nun Jesus, der alleinige, ewige Herr und Gott Himmels und aller zahllosen Myriaden von Welten, vor dir stünde und dich fragte, wie du und dein ganzer Anhang Sein Wort gehandhabt habt? Und wer hat euch das Recht erteilt, Seinen allerheiligsten Namen auf eine so gräßliche Art zu entheiligen? Sage - ja saget ihr alle, was wohl würdet ihr dem allmächtigen, ewigen Gott erwidern?!

12] Alle ergreift ein ersichtlicher Schauder und eine starre Stumpfheit. Keiner getraut sich auch nur mit einer Silbe dem Bischof Martin etwas zu erwidern, denn sie alle halten ihn nun für einen Richterengel.

13] Nur eine Barmherzige Schwester geht ganz furchtsam zum Bischof Martin hin und sagt: »O du richtender Engel im Namen Gottes! Nur in die Hölle verdamme uns nicht; ins Fegefeuer wollen wir in Gottes Namen ja alle gerne gehen! - Oooooh, das ist ja schrecklich, was du für ein gestrengster Richter bist! Hohoh - habe doch nur einiges Mitleid mit uns armen Sündern und Sünderinnen!«

14] Spricht Bischof Martin: »Stehe auf, du blitzdumme Barmherzigerin! Ich bin ewig kein Richter, sondern selbst ein armer Sünder und erhoffe selbst des Herrn Gnade. Aber ich sehe meine große Dummheit Gott sei Dank nun ein, und so zeige ich euch auch die eurige, auf daß ihr dieselbe ablegen sollet und werden, wie es die ewige Ordnung des Herrn will. Sonst werdet ihr stets nur in ein größeres Elend verfallen, statt emporzusteigen in eine größere Seligkeit!

15] Daß ich euch aber nicht richte, beweist, daß ich euch alle aufgenommen habe und euch nicht fortschaffe, sondern freundlichst allesamt behalte - so ihr bei mir verbleiben wollt. Aber so ihr bleibt, müßt ihr nicht an euren Torheiten festhalten, sondern euch ruhig belehren lassen von dem, der hier sicher mehr Erfahrung hat als ihr Neulinge in dieser Welt. Seid nun ruhig, und denkt über meine Worte nach!«

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