Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


7. Kapitel: Die vermeintliche Schafherde erweist sich als eine Menge schönster Mädchen.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Unser Mann, ganz weg vor lauter Anmuth und Liebe, antwortete mit ganz bebender Stimme (Martin): „O ihr - him-lischen Engerl, oh, oh, oh, ohoooooh! ihr lieben, lieben, lieben Engerl! - oh oh ohooooh! ihr allerliebsten Engerlein Gottes!! - Ich - soll - euer - Hirte sein; aber ihr aller, aller, allerliebsten Engerlein, ihr seht es ja, daß ich dazu viel zu dumm bin!"

02] Die Schönste dieser Heerde setzt sich so recht kindlich zutraulich knapp neben unserem Manne zuerst nieder, und die Andern folgen ihrem Beispiele, und eben diese Allerschönste sagt darauf zu unserem Hirten: „O du lieber Mann, du bist zu bescheiden; denn ich finde dich sehr schön, und wärst du zu bewegen, so wäre ich überglücklich ewig die Deine zu sein! - sieh mich an, gefalle ich dir denn nicht?"

03] Unser Mann ist, wie ihr zu sagen pflegt, ganz perplex, bringt aus lauter Verliebtheit nichts als sein nun übermäßig stark zitterndes, und fast nimmer enden wollendes ooooooooh heraus; denn der überschöne goldblond gelockte Kopf, die freundlichsten großen blauen Augen, der Rosenmund, der ätherisch wallende volle Busen, die schönsten, rundesten Hände, wie die noch ätherischer aussehenden Füße von A-Z bringen unseren Mann beinahe von Sinnen!

04] Das Engerl sieht des Hirten große Liebesaufregung, beugt sich über ihn her, und gibt ihm einen Kuß - auf die Stirne!

05] Bis dahin hat sich unser Mann noch so ziemlich tapfer gehalten; aber nun war es rein aus, er wurde durch und durch erregt, umschlang diese Schönste nach allen seinen Kräften, und brach endlich in einen Strom von Liebesbetheurungen aus!

06] Als er aber so in sein Dulcissimum kam, da verwandelte sich plötzlich die ganze Szene, die lieben Engerl verschwanden, und der Engel stand bei unserem Manne und sprach:

07] „Aber Bruder! wie waidest denn du deine Schafe? habe ich dir also den Rath ertheilt? Ja wenn du so mit den dir anvertrauten Schafen und Lämmern umgehen wirst, dann wirst du wohl überlange nicht zum ewigen Lebensziele gelangen! Warum hast denn du das Buch nicht gebraucht?"

08] Spricht der Bischof: „Warum aber hast du mir auch nicht gesagt, daß diese von deinem Hause aus gesehenen Schafe und Lämmer eigentlich nur die allerschönsten und reizendsten Mädchen sind, bei denen nur ein Stein gleichgiltig bleiben könnte! Du siehst, daß ich da so ganz eigentlich nur gefoppt war, und so wirst du aus solcher Fopperei ja doch kein schrecklich Wesen machen?!"

09] Spricht der Engel: „Wie sieht es denn nun mit deinem Cölibat aus? hast du nun dieses nicht gebrochen, und das Gelübde der ewigen Keuschheit?"

10] Spricht der Bischof: „Oh - was Cölibat, was Gelübde, bin ich nun ja ganz mit Haut und Haar auf lutherischem Boden, der hebt beides auf! Und überhaupt - einem solchen Engerl, wie dieß Mädchen da war, hätte ich auch auf der Welt mit dem ganzen Cölibate und Gelübde ein Opfer gebracht, und wäre ihr zu Liebe augenblicklich ein Lutheraner geworden! Aber wohin sind denn nun diese herrlichen Mädchens - und besonders die Eine - verschwunden? oh, wenn ich nur diese noch einmal sehen könnte!"

11] Spricht der Engel: „Freund, du wirst sie nun recht bald wieder sehen, und ihre gesamte Begleitung; aber dann darfst du sie nicht sprechen, und noch weniger dich ihr nahen; wann sie dir aber nachsetzen wird, dann hebe deine Hand auf, und sage: Kehre im Namen des Herrn zurück zur rechten Ordnung, und versuche mich nicht, sondern folge der Stimme der Ordnung!

12] Sollte sich die Heerde nicht kehren daran, da schlage das Buch auf, und lese die Namen heraus, die darinnen stehen, da wird die Heerde sich entweder plötzlich zerstreuen; oder, so sie in dir einen Ton gewahren wird, der aus des Herrn Kraft in dir entstammt, so wird sie dir folgen; du aber wirst sie dann führen auf jenen Berg dort gen Mittag, allwo ich dir schon wieder entgegen kommen werde.

13] Was eben jetzt geschah, das opfere in deinem Herzen dem Herrn Jesus auf; denn Er ließ es zu, daß du fielest, und im Falle dein hartnäckiges Cölibat von dir warfest.

14] Aber nun falle nicht mehr; denn ein wiederholter ähnlicher Fall würde dich nun in einen solchen Schaden versetzen, an dem du im Ernste Hunderte von Jahren der Erde zu nagen hättest, bis du ihn von dir brächtest; daher sei nun vorsichtig und klug; denn wirst du einmal lauter sein, dann werden zahllose, und noch endlos größere Schönheiten im Reiche Gottes dir entgegen kommen; aber zuvor mußt du alle deine irdischen Thorheiten ablegen aus der Wurzel.

15] Nun verharre hier nach diesem meinem Rathe, und thue darnach, so wirst du für die Folge einen angenehmen Weg haben im Namen des Herrn."

16] Nach diesen Worten verschwindet der Engel P. plötzlich, und ist nicht mehr da, damit der Bischof nun keine Gelegenheit haben solle, noch irgend einige burleske Bemerkungen zu machen, und in manchem dem Engel zu widerreden.

01] Unser Mann, ganz weg vor lauter Anmut und Liebe, antwortet mit bebender Stimme: »0 ihr - himmlischen Engerln, oh, oh, oh, ihr lieben, lieben Engerln! - Oh, ohooooh, ihr allerliebsten Engerlein Gottes! - Ich - soll - euer - Hirte sein; aber ihr aller-, allerliebsten Engerlein, ihr seht es ja, daß ich dazu viel zu dumm bin!«


02] Die Schönste dieser Herde setzt sich recht kindlich zutraulich knapp neben unserem Mann zuerst nieder und die andern folgen ihrem Beispiele. Eben diese Allerschönste sagt darauf zu unserm Hirten: »O du lieber Mann, du bist zu bescheiden; denn ich finde dich sehr schön, und wärst du zu bewegen, so wäre ich überglücklich, ewig die Deine zu sein! Sieh mich an, gefalle ich dir denn nicht?"

03] Unser Mann bringt aus lauter Verliebtheit nichts als sein nun stark zitterndes und nimmer endenwollendes Ooooooooh heraus; denn der überschöne, goldblond gelockte Kopf, die freundlichsten großen, blauen Augen, der Rosenmund, der ätherisch wallende volle Busen, die schönsten, runden Hände, wie die noch ätherischeren Füße bringen unsern Mann beinahe von Sinnen.


04] Das Engerl sieht des Hirten große Liebesaufregung, beugt sich über ihn und gibt ihm einen Kuß auf die Stirne.

05] Bis dahin hatte sich unser Mann noch so ziemlich tapfer gehalten; nun aber war es rein aus! Er wurde durch und durch erregt; umschlang diese Schönste nach Kräften und brach endlich in einen Strom von Liebesbeteuerungen aus.

06] Als er aber so in sein Dulcissimum kam, verwandelte sich plötzlich die ganze Szene. Die lieben Engerln verschwanden und der Engel Petrus stand bei unserm Manne und sprach:

07] »Aber Bruder, wie weidest denn du deine Schafe? Habe ich dir solchen Rat erteilt? Ja, wenn du so mit den dir anvertrauten Schafen und Lämmern umgehst, dann wirst du wohl überlange nicht zum ewigen Lebensziele gelangen! Warum hast du denn das Buch nicht gebraucht?«

08] Spricht der Bischof: »Warum aber hast du mir auch nicht gesagt, daß diese von deinem Hause aus gesehenen Schafe und Lämmer eigentlich nur die allerschönsten und reizendsten Mädchen sind, bei denen nur ein Stein gleichgültig bleiben könnte?! Du siehst, daß ich da eigentlich nur gefoppt war, und so wirst du aus solcher Fopperei ja doch kein schrecklich Wesen machen?«

09] Spricht der Engel: »Wie sieht es denn nun mit deinem Zölibat aus? Hast du nun dieses nicht gebrochen und das Gelübde der ewigen Keuschheit?«

10] Spricht der Bischof: »Ach, was Zölibat, was Gelübde. Bin ich doch jetzt ganz mit Haut und Haar auf lutherischem Boden; der hebt beides auf! Und überhaupt: einem solchen Engel, wie dies Mädchen da war, hätte ich auch auf der Welt mit dem ganzen Zölibate ein Opfer gebracht und wäre ihr zuliebe augenblicklich ein Lutheraner geworden! Aber wohin sind denn nun diese herrlichen Mädchen verschwunden, besonders die eine? Oh, wenn ich nur diese noch einmal sehen könnte!«

11] Spricht der Engel: »Freund, du wirst sie nun recht bald wiedersehen, samt ihrer Begleitung; aber dann darfst du sie nicht sprechen und noch weniger dich ihr nahen! Wenn sie dir aber nachsetzen will, dann hebe deine Hand auf und sage: "Kehre im Namen des Herrn zurürk zur rechten Ordnung und versuche mich nicht, sondern folge der Stimme der Ordnung!"

12] Sollte sich die Herde nicht daran kehren, da schlage das Buch auf und lies die Namen, die darinnen stehen, so wird die Herde sich entweder plötzlich zerstreuen oder - so sie in dir einen Ton gewahren wird, der aus des Herrn Kraft in dir entstammt - so wird sie dir folgen. Du aber wirst sie dann führen auf jenen Berg dort gegen Mittag, wo ich dir schon wieder entgegenkommen werde!

13] Was aber jetzt geschah, das opfere in deinem Herzen dem Herrn Jesus auf; denn Er ließ es zu, daß du fielst und im Falle dein hartnäckiges Zölibat von dir warfst!

14] Nun aber falle nicht mehr; denn ein wiederholter ähnlicher Fall würde dich in einen solchen Schaden versetzen, daran du im Ernste hunderte von Erdenjahren zu nagen hättest, bis du ihn von dir brächtest! Daher sei nun vorsichtig und klug! Denn wirst du einmal lauter sein, dann werden zahllose und noch endlos größere Schönheiten im Reiche Gottes dir entgegenkommen; aber vorher mußt du alle deine irdischen Torheiten ablegen aus der Wurzel!

15] Nun verharre hier und tue nach diesem meinem Rate, so wirst du für die Folge einen angenehmen Weg haben im Namen des Herrn!«

16] Nach diesen Worten verschwindet der Engel Petrus plötzlich, damit der Bischof nun keine Gelegenheit haben solle, noch irgend einige burleske Bemerkungen zu machen und in manchem dem Engel zu widersprechen!

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