(jl.ev07.171,05) (Jesus erklärt eine Endzeitvorhersage des Propheten Jesaja:) »Nun schaffet Mir das Buch des Propheten Jesajas her; darin muß Ich euch eine große Stelle beleuchten!«
(jl.ev07.171,06) Auf das brachte unser Nikodemus alsbald das Buch zu Mir. Als das Buch Jesaja durch Nikodemus herbeigeschafft war, da schlug Ich sogleich das 2. Kapitel auf und las es also allen Anwesenden laut vor:
(jl.ev07.171,07) (jes.02,01) "Das ist es, was Jesaja, der Sohn Amoz, sah von Juda (entspricht dem späteren Christentum, d. Hg.) und Jerusalem (die Lehre Gottes, d. Hg.):
(jes.02,02) Es wird zur letzten Zeit der Berg, darauf des Herrn Haus steht, gewiß höher sein denn alle Berge und wird über alle Höhen erhaben werden, und alle Heiden werden dahin laufen."
(jl.ev07.171,08) Hier fragten Nikodemus und die beiden Pharisäer, sagend. »Herr und Meister, wo ist denn der Berg des Herrn, darauf Sein Haus steht?«
(jl.ev07.171,09) Sagte Ich: »O sehet, wie weltlich, sinnlich und wie voll Materie ihr noch seid! Bin nicht Ich der Berg aller Berge, auf dem das wahre Haus Gottes steht! Was aber ist das sehr wohnliche Haus? Das ist Mein Wort, das Ich schon durch alle die Propheten zu euch, ihr Juden, durch mehrere Jahrhunderte geredet habe und nun Selbst aus dem Munde eines Menschensohnes rede. Ich bin sonach der Berg, und Mein Wort ist das wohnliche Haus auf dem Berge, und da um uns stehen die Heiden aus allen Teilen der Erde, die hierher gekommen sind, zu besehen den Berg und Wohnung zu nehmen in seinem höchst geräumigen Hause.
(jl.ev07.171,10) Aber für die Juden, wie sie nun sind, ist das wahrlich die letzte Zeit, weil sie den Berg und sein Haus fliehen und die Hohen es sogar zu zerstören drohen. - Verstehet ihr nun diesen Vers?«
(jl.ev07.171,11) Sagten alle: »Ja. Herr, nun ist er uns wohl völlig klar: aber es hat dieses Kapitel noch mehrere Verse, die uns noch lange nicht klar sind! Herr, erkläre sie uns noch weiterhin!«
(jl.ev07.171,12) Sagte Ich: »Habt nur Geduld; denn übers Knie läßt sich kein Baum brechen!
(jl.ev07.171,13) Jesajas aber spricht also weiter:
(jes.02,03) "viele Völker werden (das heißt in der Zukunft) hingehen und sagen: Kommt und laßt uns auf den Berg des Herrn (zu Jesus d. Hg.) gehen zum Hause des Gottes Jakobs (Jesus-Jehova-Zebaoth, d. Hg.), daß Er uns lehre Seine Wege und wir dann wandeln auf Seinen Steigen; denn von Zion (=Jesus, d. Hg.) wird das Gesetz ausgehen und von Jerusalem Sein Wort!"
(jl.ev07.171,14) Daß hier unter Zion (Z'e on = Er will) ebenfalls der Berg, also der Herr oder Ich, und unter Jerusalem das Haus Gottes auf dem Berge, also Mein Wort und Meine Lehre zu verstehen ist für jetzt und für alle Zukunft, das wird nun wohl auch schier keinem Zweifel mehr unterliegen.
(jl.ev07.171,15) Wer aber sind denn nun die Völker, die da sagen: "Kommt und laßt uns auf den Berg des Herrn, das heißt zum Menschensohne oder Gottmenschen, gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, daß Er uns lehre Seine Wege und wir dann wandeln auf Seinen Steigen!?"
(jl.ev07.171,16) Sehet, diese Völker sind jene Menschen, die in aller Zukunft sich zu Mir bekehren werden, sich Mein Wort aneignen und Meinen Willen tun werden; denn die Wege zum Leben zeigt ja Mein Wort, und die Steige sind Mein den Menschen durch das Wort kundgemachter Wille, dessen genaue Befolgung freilich bedeutend unbequemer ist als die pure Anhörung Meines Wortes, wie auch sicher um gar vieles bequemer auf einer breiten und ebenen Straße zu wandeln ist, - als zu gehen auf schmalen und oft sehr steilen Steigen. -
(jl.ev07.171,17) Aber wer in sich selbst auf den höchsten aller Berge und da in Mein lebendiges Wort, welches ist das Haus Gottes auf dem Berge, kommen will, der muß nicht pur auf der Straße, die zum Berge führt, wandeln und auf ihrer Fläche stehenbleiben, sondern er muß sich auch an die schmalen und oft sehr steilen Steige machen; denn nur auf diesen gelangt er vollends auf den Berg und da in das lebendige Haus Gottes.
(jl.ev07.171,18) Was dieses bedeutet, habe Ich euch nun schon erklärt, wie auch, was der Prophet eigentlich unter Z'e on (Zion) und unter Jeruzalem verstanden haben will; darum sagt er denn auch, daß von Z'e on das Gesetz, also Mein Wille, und von Jeruzalem, oder aus Meinem Munde natürlich, Mein Wort komme.
(jl.ev07.171,19) Wer also Mein Wort, das Ich zu allen Zeiten durch die Propheten zu allen Menschen geredet habe, hört, es annimmt und danach lebt, der kommt dadurch zu Mir und also auch zum lebendigen Wort und seiner Kraft; denn Ich Selbst bin ja das lebendige Wort und seine Kraft, und alles, was der endlose Raum faßt, ist ja auch nur Mein lebendiges Wort und seine ewige Kraft und Macht. - Habt ihr das nun wohl auch verstanden?«
(jl.ev07.171,20) Hierauf sagte einer aus der Zahl jener Pharisäer, die auf dem Ölberge zu Mir gekommen waren, und der ein Schriftgelehrter war: »Herr und Meister, Deine Erklärung über die zwei Verse war so hell wie die Sonne des Mittags, und mir wurde alles klar und einleuchtend; aber nun kommt der vierte Vers, und der lautet also:
(jl.ev07.171,21; jes.02,04) "Und der Herr wird richten unter den Heiden und strafen die Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen; denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben, und die Menschen werden hinfort nicht mehr kriegen lernen."
(jl.ev07.171,22) »Wer sind da die Heiden und wer die Völker, die, nachdem sie einmal bestraft sein werden, sich gegenseitig nicht mehr bekriegen dürften? Diese Völker müssen noch in einer fernsten Zukunft erst geboren werden; denn die gegenwärtigen Generationen mit ihren stolzen, hab- und herrschsüchtigen Königen werden Kriege führen bis ans Ende der Welt.«
(jl.ev07.171,23) Sagte Ich: »Du bist zwar wohl ein Schriftgelehrter, indem du die Gesetze und alle Propheten noch ganz wohl im Gedächtnis hast, doch vom Verstehen derselben im wahren Geiste war bei dir wohl noch nie eine Rede! Du betratest den breiten und ebenen Weg; aber auf den schmalen Steig, der auf den Berg der wahren Erkenntnis führt, hast du noch keinen Fuß gesetzt.
(jl.ev07.171,24) Wer durch das Handeln nach dem Gesetze nicht auf die volle Höhe des Berges des Herrn (also zu Jesus, d. Hg.) und ins Haus Gottes oder zum inneren lebendigen Worte aus Gott und zu Gottes lebendigem Worte in sich gelangt, der erkennt auch nicht den wahren, inneren, lebendigen Geist des Gesetzes und der Propheten...
(jl.ev07.172,04) ...Ich aber werde euch nun den hier auf der Hand liegenden wahren Sinn des vierten Verses Jesaja zeigen, und so habet denn darauf wohl acht!
(jl.ev07.172,05) "Der Herr, der Ich es bin im Worte, wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker."
(jl.ev07.172,06) Wer sind die Heiden, und wer die Völker? - Die Heiden sind alle jene, die den einen, wahren Gott nicht kennen und an Seiner Statt tote Götzen und den Mammon dieser Welt anbeten und am meisten verehren. Von solchen ist das Judentum nach allen Seiten hin umlagert, und wohin ihr nun in der Welt gehen wollet - ob gen Morgen, gen Mittag, gen Abend oder gen Mitternacht -, so werdet ihr nichts als Heiden in aller Art und Gattung antreffen! Ihr wisset aber, wie nun von allen Seiten der Welt die Heiden hohen und niederen Standes und von nah und weit zu Mir gekommen sind. Sie hörten Mein Wort und sahen Meine Zeichen, wurden voll Glaubens, nahmen an Meine Lehre, und Mein Wort richtet und rechtet nun unter ihnen, wodurch sie aufhören Heiden zu sein und übergehen zu der Zahl der Gesalbten Gottes und zu der Zahl des wahren Volkes Gottes.
(jl.ev07.172,07) Aber auch sie werden nicht bleiben, wie sie nun belehrt und bestellt sind; denn es werden bald falsche Gesalbte (Päpste, Klerus versch. Konfessionen, d. Hg.) unter ihnen aufstehen, werden auch Zeichen tun, berücken Könige und Fürsten, werden sich bald eine große Weltmacht aneignen und mit Feuer und Schwert die Menschen verfolgen, die sich nicht zu ihnen werden bekennen wollen (Vorhersage der Glaubenskriege und Inquisition, d. Hg.), und sich am Ende in viele Sekten und Parteien spalten (Erfüllung der Vorhersage vor allem seit Luther, d. Hg.), und das sind eben die vielen Völker, die Ich als der Herr strafen werde ihrer Lieblosigkeit, ihrer Falschheit, ihres Eigennutzes, ihres Hochmutes, ihres Starrsinnes, ihrer Herrschsucht und ihres bösen Haders und gegenseitigen Verfolgens und Kriegführens wegen. Bis aber diese Zeit kommen wird, wird es noch eine Weile dauern, wie es von Noah an bis jetzt gedauert hat.«
(jl.ev07.172,08) »Wie es aber war zu den Zeiten Noahs, da die Menschen freiten und sich freien ließen, große Feste und Gastmähler hielten, sich groß ehren ließen und gegen jene verheerende Kriege führten, die sich vor ihren Götzen nicht beugen wollten, wo dann bald die große Flut kam und die Täter des Übels alle ersäufte, ebenalso wird es auch sein in jener künftigen Zeit (vgl. mt.24,37 f.; lk.17,26 f.). Aber dann wird der Herr mit dem Feuer Seines Eifers und Seines Zornes kommen und alle solche Täter des Übels hinwegfegen von der Erde.
(jl.ev07.172,09) Da wird es kommen, daß die verschonten Reinen und Guten und die wahren Freunde der Wahrheit und des Lichtes aus Gott aus den Schwertern Pflugscharen, aus den Spießen Sicheln machen und die Kunst Krieg zu führen vollends aufheben werden, und es wird dann fürder kein wahres gesalbtes Volk wider das andere mehr ein Schwert erheben, außer den noch irgend in den Wüsten (geistig=Hartherzigkeit, Unbelehrbarkeit, d. Hg.) der Erde übriggebliebenen Heiden; aber auch diese werden ermahnt und dann von der Erde gefegt werden.
(jl.ev07.172,10) Da wird die Erde gesegnet werden von neuem. Ihr Boden wird tragen hundertfältige Frucht von allem, und den Ältesten wird die Macht gegeben sein über alle Elemente.
(jl.ev07.172,11) Siehe, also ist dem Geiste nach für diese Erde zu verstehen der vierte Vers, den du als ein Schriftgelehrter für gar so unverständlich hieltest!
(jl.ev07.172,12a) Aber innerhalb dieses naturmäßig wahren, geistigen Sinnes ist freilich noch ein tieferer, rein geistiger und himmlischer Sinn verborgen, den aber ihr nun mit eurem noch puren Weltverstande nicht fassen könntet, und solcher ist auch nicht mit Worten darzustellen.
(jes.02,05) "Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, laßt uns wandeln im Licht des Herrn!"
(jl.ev07.172,12b) So ihr aber auf dem Berge des Herrn (Jesus, d. Hg.) werdet in das Haus Gottes (Jesu Lehre, d. Hg.) eingegangen sein und sodann kommen von diesem Hause Jakobs, wie davon der Prophet spricht im kurzen fünften Verse, dann erst werdet ihr wandeln im wahren Lichte des Geistes aus Gott...«
(jl.ev07.173,01) (Schriftgelehrter:) »Ja, Herr und Meister, also ist der Prophet wohl zu verstehen, und der Sinn ist nun klar und wahr, obwohl man da die Frage stellen könnte und sagen: Aber warum läßt Du, Herr, es denn zu, daß gegen zweitausend Jahre in die Zukunft hin die Menschen abermals wieder so böse werden, wie sie zu den Zeiten Noahs waren? Und warum muß zumeist der arme Mensch am meisten leiden, und das dazu auch noch, wenn er in allem ein Gott möglichst wohlgefälliges Leben führt?
(jl.ev07.173,02) So habe ich selbst einmal einen Fall erlebt, wo eine arme, streng nach den Geboten Gottes lebende Familie eine ganz kleine Besitzung hatte; ihr unfern aber hatte eine reiche und weltlich sehr angesehene Familie eine große Besitzung. Diese war hartherzig und gab nie einem Armen ein Almosen, während die arme Familie allzeit bereitwillig ihr weniges Brot mit den andern Armen teilte. An einem wetterschwülen Tage aber kam ein starkes Gewitter, und der Blitz traf die Hütte der guten, armen Familie, die zu der Zeit sich auf einem Acker befand und daselbst ihr Gerstenkorn einsammelte. Die Hütte verbrannte natürlich mit allem, was sich darin befand, wie Kleidung, Nährvorräte und die nötigen Haus- und Wirtschaftsgerätschaften. Dasselbe Gewitter zog aber auch über die große Behausung der reichen und unbarmherzigen Familie; aber da fuhr kein verheerender Blitz aus der Wolke in das Haus des reichen Besitzers. Warum wurde denn hier der harte Reiche verschont und warum nicht lieber der Arme?
(jl.ev07.173,03) Derlei geschieht sehr oft, und die Menschen kommen dadurch ganz leicht zu dem Glauben, daß es entweder gar keinen Gott gebe, oder Gott kümmere Sich gar nicht um die Menschen. Und ich möchte einen Hauptgrund des Glaubensverfalles eben darin finden. Denn ein jeder Mensch hat ein natürliches Rechtsgefühl, das mit dem Glauben an einen guten und höchst gerechten Gott allerengst verbunden ist; wird dieses zu oft und zumeist auf eine sehr empörende Weise verletzt, so wird mit der Zeit auch der Glaube verletzt und geschwächt, und die Menschheit sinkt dann nach und nach stets mehr und mehr in die Nacht des Un- oder Aberglaubens und fängt an, in ihrer Not überall Hilfe und Trost zu suchen, wo ihr nur immer eine Hilfe geboten wird, und geht auf diese Weise in das Götzentum oder in den Stoizismus (Philosophie mit Betonung der Wertlosigkeit aller Dinge, d. Hg.) über.
(jl.ev07.173,04) Ist auf diese Art und Weise die Menschheit in mehreren Jahrhunderten zum allergrößten Teile so schlecht wie nur immer möglich geworden, dann kommen wohl freilich Strafgerichte über Strafgerichte; aber ich meine da, daß solche wohl nie nötig wären, wenn die Menschen durch gewisse Vorkommnisse nicht so oft auf zu harte Glaubensproben gestellt worden wären.
(jl.ev07.173,05) Ich urteile hier nur als ein natürlicher Mensch; aber so wie ich nun geurteilt habe, so urteilen gar sehr viele Menschen und verschlimmern sich dabei und dadurch. - Was sagst nun Du, Herr und Meister, dazu?«
(jl.ev07.173,06) Sagte Ich: »Ist deine arme Familie nach dem Unglück auch gleichfort unglücklich geblieben, und hat sie darauf in großer Not und großem Elende schmachten müssen?«
(jl.ev07.173,07) Sagte der Schriftgelehrte: »Nein, das eben nicht; denn das Unglück hatte die Herzen der Nachbarn erweicht, und sie beschenkten die arme Familie also, daß sie nachher mehr hatte als vor dem Unglück.
(jl.ev07.173,08) Aber es gibt auch Fälle, wo eine einmal ohne Verschulden von einem Unglück heimgesuchte Familie schon gleichfort unglücklich verbleibt, - und diese auch häufig vorkommenden Fälle sind es eigentlich, durch die nach meiner Ansicht die Menschheit am meisten verschlimmert wird. Oder habe ich auch da unrichtig geurteilt?«
(jl.ev07.173,09) Sagte Ich: »Solche Fälle kommen fürs erste wohl selten vor, und wenn sie vorkommen, so haben sie fürs zweite sicher ihren weisen Grund. Bei deiner ersten beispielsweise aufgestellten armen Familie lag der Grund ihrer Unglücklichwerdung darin: Ihre Hütte war schon sehr morsch und wäre bei einer kleinen Erderschütterung eingestürzt und hätte gar leicht ihre biederen Einwohner erschlagen. Die Familie hatte aus diesem Grunde schon mehrere Male ihre reichen Nachbarn gebeten, daß sie ihr darin dahin helfen möchten, daß sie sich eine neue Hütte erbauen könnte. Aber ihre Bitten blieben unerhört. Da wurde an einem Tage zugelassen, daß ein Blitz der alten und morschen Hütte ein Ende machen mußte. Das erweichte dann die Herzen der Nachbarn; sie schossen ein Kapitälchen zusammen, erbauten der armen Familie eine neue und feste Wohnhütte und versahen sie noch reichlich mit allerlei Nahrungsmitteln also, daß die arme Familie nach dem Unglück um vieles besser stand als vorher und darauf auch leichter einem noch ärmeren Menschen irgend etwas tun konnte denn zuvor. Und so war dein vermeintes Unglück für die biedere arme Familie nur ein wahres Glück, das von Mir also vorgesehen und zugelassen ward.
(jl.ev07.173,10) Was aber die anderen Heimsuchungen betrifft, die als ein gekommenes Ungemach denn auch dem Menschen anhangend verbleiben, so ist eine solche Familie schon allzeit durch ihre eigene Schuld in Armut versunken. So sie dann in ihrer Armut leicht von einem noch härteren Schlage zum Behufe des Erweckens aus ihrer altgewohnten Trägheit getroffen wird, so ist es dann wieder ihre eigene Schuld, wenn sie noch fernerhin in ihrer Trägheit verharrt und somit auch im Unglück verbleibt. Diese Art Menschen sind dann freilich wohl der Meinung, Gott erhöre ihre Bitte nicht, oder Er kümmere Sich gar nicht um die Menschen; allein diese Menschen sind nur zu träge. Sie haben keinen Ernst sowohl in den weltlichen Arbeiten als auch in der Beachtung der Gebote Gottes und in ihren lauen und vertrauenslosen Bitten zu Gott, und sie werden aus diesem Grunde denn auch im bleibenden Ungemach belassen auf so lange hin, bis sie von der stets stärker drückenden Not am Ende doch noch zur Tätigkeit erweckt und dadurch dann auch glücklicher werden.
(jl.ev07.173,11) Sieh, es gab einst im Morgenlande einen König über ein großes Volk! Das Volk aber, da es gutes Land bewohnte, ward träge und verarmte von Jahr zu Jahr mehr und mehr. Da dachte der König bei sich nach, wie er diesem Übel steuern könnte.
(jl.ev07.173,12) Es kam ihm der gute Gedanke, und er sagte bei sich: "Ich werde dem Volke größere und schwerer zu erschwingende Steuern auferlegen und dieselben durch meine Krieger mit der unnachsichtlichsten Strenge erpressen lassen, und das so lange fort, bis das Volk im allgemeinen tätiger wird!"
(jl.ev07.173,13) Gedacht und getan! Und siehe, im Anfange murrte und wehklagte das Volk ganz entsetzlich und wäre gegen den vermeintlich zu harten König aufgestanden, wenn es sich leichter seiner Trägheit entledigt hätte! Die brennende Not aber erweckte das Volk zur größeren Tätigkeit. Es ward dadurch auch bald wohlhabender und bezahlte dem Könige die verlangten großen Steuern leichter als zuvor die kleinen.
(jl.ev07.173,14) Als der König nach einigen Jahren merkte, daß sein Volk recht tätig und arbeitsam geworden war, da sandte er Herolde hinaus in alle Teile seines Reiches und ließ eine bedeutende Ermäßigung der Steuern verkünden.
(jl.ev07.173,15) Aber da sagten die Ältesten aus dem Volke: "Wir danken dem weisen Könige für diese Gnade, bitten ihn aber auch zugleich, daß er die gegenwärtigen Steuern auf Grund des wahren Volkswohls also, wie sie sind, belassen möge; denn sowie das Volk weniger Steuern zu entrichten haben wird, wird es auch bald träger und untätiger werden und am Ende die kleinen Steuern schwerer bezahlen als die großen!"
(jl.ev07.173,16) Als der König diese Äußerung von den Ältesten seines Volkes vernahm, belobte er sie sehr ihrer Weisheit wegen und sah, wie sein Volk stets tätiger und tätiger und dadurch auch stets wohlhabender und glücklicher ward. Und als das Volk von den Ältesten erfuhr, daß der weise König es aus eben dem Grunde nur mit so großen Steuern belegt hatte, um es tätiger und glücklicher zu machen, da lobte es des Königs Weisheit und zahlte ihm freiwillig noch mehr, als was ihm zu zahlen vorgeschrieben war.
(jl.ev07.173,17) Und siehe, also mache es auch Ich Selbst mit den trägen und untätigen Menschen! Tue Ich da jemandem ein Unrecht?«
(jl.ev07.173,18) Sagte der Schriftgelehrte: »Herr, nun bin ich schon wieder ganz im klaren und danke Dir aus dem vollsten Grunde meines Herzens für diese Deine Aufhellung meines Verstandes!
(jl.ev07.173,19) Ich bitte Dich aber nun um die Fortsetzung in der Beleuchtung des Jesajas. Der sechste Vers ist noch dunkler denn die früheren fünf; und so bitten wir Dich inständigst, daß Du uns eine weitere Erklärung gehen möchtest!«