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Kapitelinhalt3. Predigt: über Joh.01,01-27 am 3. Advent (09.12.1871)

00] Zeugnis des Johannes über Jesus: (Joh.01,01-27): Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen. Es ward ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, daß er von dem Licht zeugte, auf daß sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern daß er zeugte von dem Licht. Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht und die Welt kannte es nicht. Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben; welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes zeugt von ihm, ruft und spricht: "Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher denn ich. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Moses gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt." Und dies ist das Zeugnis des Johannes, da die Juden sandten von Jerusalem Priester und Leviten, daß sie ihn fragten: "Wer bist du?" Und er bekannte und leugnete nicht; und er bekannte: "Ich bin nicht Christus!" Und sie fragten ihn: "Was denn? Bist du Elia?" Er sprach: "Ich bin es nicht!" "Bist du der Prophet?" Und er antwortete: "Nein." Da sprachen sie zu ihm: "Was bist du denn? daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?" Er sprach: Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des Herrn, wie der Prophet Jesaja gesagt hat!" Und die gesandt waren, die waren von den Pharisäern und fragten ihn: "Warum taufst du denn, wenn du nicht Christus bist, noch Elia noch der Prophet?" Johannes antwortete ihnen und sprach: "Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt. Der ist es, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist, dessen ich nicht wert bin, daß ich seine Schuhriemen auflöse."

01] Dieses Evangelium handelt von Johannes dem Täufer, der als Vorläufer und Prediger, Mir den Weg bahnen und das Judenvolk auf Mein Kommen und Meine Lehre aufmerksam machen sollte; daher seine Antworten an die Abgesandten vom Tempel, daher seine Beteuerungen, daß er nicht Christus, noch Elias, noch ein Prophet sei, und daß er nicht einmal wert sei, Mir die Schuhriemen aufzulösen.

02] Johannes war sich in diesem Punkt seiner Mission erstens wohl bewußt, und war zweitens unter den Juden das einzige Beispiel der Demut, der Unterwürfigkeit unter Meinen Willen.

03] Der Evangelist Johannes fängt sein Evangelium mit den Worten an: "Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort."

04] Sehet, dieser erste Satz aus dem Evangelium Meines Lieblings Johannes beweist euch, welche Stellung Johannes unter seinen Brüdern sowie zu Mir eingenommen hat. Was Johannes der Täufer durch seine materielle Taufe ausdrücken wollte, das sagt geistig Mein Apostel, indem er offen bekennt, daß das Wort oder die Idee Gottes zuerst die geistige Taufe über ihn ausgegossen und er am ehesten unter allen seinen Mitaposteln die Tiefe Meines Geistes begriffen und verstanden hatte. Er war der erste, der begriff, daß durch das Wort (Ausdruck einer Idee, eines Gedankens oder Willens) die ganze Sichtbarkeit geschaffen, daß das Wort, Leben verbreitend, Licht schuf, und eben dieses Licht in jener Zeit von wenigen begriffen und verstanden wurde.

05] Er, Mein Liebling, war es, der zuerst mit dem Herzen auffaßte, was dem Verstand allein nicht begreiflich ist und nur dem Leben und Licht gibt, der die Liebe hat, so wie sie im Weltall von Mir verbreitet, gehalten und verlangt wird.

06] Er liebte Mich im Geiste, und die anderen Apostel verstanden Mich in der Wahrheit. Deswegen seine ersten Ausrufe im Evangelium, die von Meiner Macht, Meiner Liebe, Meiner Schöpfung zeugen, und wie Ich als Christus körperlich als Lehrer auftrat, in Meinem Eigentum aber nicht er, sondern verkannt wurde.

07] Zu diesen Ausrufen, als Zeugnis seines tiefen Verständnisses Meiner Lehre und Meiner Sendung, trugen die Bekenntnisse seines Namensbruders Johannes des Täufers wesentlich bei, der vor Mir hergesandt war, die Wege zu ebnen und das Judenvolk zur Aufnahme Meiner Lehre vorzubereiten.

08] Ein Schritt wie der Meinige mußte vorbereitet werden. Wie den Blinden nach Erlangung ihrer Sehkraft das Licht des Tages erst in Form des Zwielichts oder der Dämmerung gezeigt wird, da sie den hellen Sonnenschein nicht gleich ertragen können, so war auch Johannes der Täufer der Erwecker und Bearbeiter der Herzen, um sie für Edleres empfänglich zu machen. Daher rief Johannes aus: "Einer wird kommen, der schon vor mir gewesen ist!" Er meinte damit das Wort, welches das ganze Universum schuf. Dieses Wort oder die mächtige Willenskraft ist es, die sich bewogen fühlte, sich in menschliche Form einzukleiden und körperlich wesenhaft selbst, wie bei der Schöpfung einst das materielle, jetzt das geistige Licht und Leben denen zu bringen, die im Finstern wandelten.

09] Denn der Ausruf des Johannes: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott!" will soviel sagen als: Im Anfang war Gott, der mächtige Schöpfer, welcher das Licht und Leben verbreitete und durch die weiten Räume sandte, um Leben zu erwecken. Und jetzt ist es in Christus derselbe Gott, der wieder Sein Wort als Licht durch die weiten Räume des geistigen Universums sendet, um dort Licht, Liebe und Leben zu verbreiten.

10] Und wie der Morgenstern der Vorläufer der Sonne ist, so war Johannes der Vorläufer und Wegbereiter Christi. Johannes der Täufer erkannte seinen Herrn, als er Ihn zum ersten Male sah; denn die innere Sehe war ihm gegeben, und er sah in der Gestalt einer Taube (geistig das Sinnbild der Unschuld) die Verbindung Christi mit der geistigen Welt. Johannes vollführte die äußere Taufe an Mir, während Ich die innere an ihm vollzog.

11] Auch seine Jünger erkannten bald, wer der eigentliche Herr und wer der Diener sei; deswegen folgten sie Mir und verließen Johannes. Und Nathanael, welchem Ich Dinge enthüllte, die nur er allein zu wissen glaubte, ward durch dieses Zeugnis für Mich gewonnen. Damals sprach Ich die prophetischen Worte: "Wahrlich, wahrlich, von nun an werdet ihr den Himmel offen und die Engel Gottes herabfahren sehen auf das Haupt des Menschensohnes!"

12] Alles, was in jenen Zeiten, im Anfang Meiner Lehrjahre, Meiner geistigen Geburt, auf Erden geschehen ist, wird sich jetzt wiederholen und wiederholt sich täglich.

13] Auch jetzt gibt es Johannesse als Täufer und Johannesse als Meine Lieblinge und Apostel; nur ist die Art und Weise des Wirkens anders als damals.

14] In jener Zeit galten unter dem Judenvolk nur Moses und die Propheten. Es handelte sich darum, sie nicht umzustoßen, sondern ihre Worte vor Verunglimpfungen zu bewahren, das Erz von den Schlacken zu reinigen und zu beweisen, daß Ich als Christus nichts Neues bringen, sondern nur geistig erklären und ins Leben übertragen will, was wörtlich verstanden und aufgefaßt wurde.

15] In jetziger Zeit aber, als dem Vorabend Meiner zweiten und letzten Ankunft auf diesem Erdball, ist die Kulturstufe der Menschen und ihr Verstandesleben ein ganz anderes als einst in jener Zeit. Jetzt habe Ich es mit grübelnden Philosophen und Stubengelehrten oder mit fanatischen Anhängern des Worts im materiellsten Sinne zu tun, mit Menschen, denen das angenehme Weltleben zu sehr am Herzen liegt, als daß sie sich einer Religion hingeben möchten, die statt Vergnügungen und Ergötzlichkeiten - Aufopferung und Verleugnung von ihnen fordert.

16] Auch jetzt komme Ich wieder unter euch Menschen wie einst. ,Und das Licht kam in die Finsternis, und die Finsternis begriff es nicht.`

17] Schon seit langer Zeit erschallen Stimmen, die zur Rückkehr, zur Einkehr ins Innere predigen; in verschiedener Form und Rede wird der eingeschlafene Menschengeist geweckt. Die Johannesse predigen aber auch heute wie einst meist nur tauben Ohren.

18] Selbst die, welche sich als Meine Stellvertreter auf dieser Erde eingesetzt haben, sind taub und oft noch tauber als die andern, denen sie Meine Lehre einprägen wollen. Auch jetzt, wie einst, fallen die Anhänger von diesen Führern ab und suchen das Licht, suchen das Wort als Ausdruck ihres Gottes -, suchen, was ihnen ihre eigenen Führer nicht geben können. So entsteht der allgemeine Drang nach Licht, nach geistigem Leben, nach Liebe, nach erwärmender und rechter geistiger Lehre. So regt sich die geistige Tendenz trotz allen Widerstandes derjenigen, die ,bis jetzt nur ein verzinsliches Kapital für sich daraus machen wollten. So regt sich der Drang nach Freiheit des Denkens, nach geistiger Freiheit, und obgleich nun die Aufgeklärten eurer Welt mit ihrem Verstandeslicht die geistige Fackel, die über ihren Häuptern brennt, nicht sehen, so wird doch bald die Dämmerung des wissenschaftlichen Lebens durch sie verdrängt werden, und den Unmündigen wird sich klar zeigen, was den sich mündig Dünkenden bis jetzt verhüllt blieb.

19] Das Wort, welches im Anfang Himmel und Erde schuf, wie Moses sich ausdrückte, das Wort als tatsächliches Leben und Licht, ist es wieder, welches von oben herabströmend euch Wärme und Liebe in die Herzen gießt.

20] Am Anfang war das Wort, und das Wort war Ich, und am Ende wird das Wort noch ewig forttönen und Ich werde ewig fortdauern, Licht, Leben mit Liebe verbreitend, nicht die vom Geblüt, nicht die vom Fleisch, sondern die vom Geist Mir ergebenen Kinder beglückend und führend.

21] Das Wort ward einst Fleisch, und die damals Lebenden sahen Seine Herrlichkeit, aber erkannten sie nicht; und das Wort wird wieder Fleisch werden, aber vergeistigtes Fleisch, und wird von den Lebenden in Seiner Herrlichkeit erkannt und begriffen werden, und von Seiner Fülle werden sie alle Gnade um Gnade nehmen.

22] Wie Johannes einst mit Wasser taufte, so wird jetzt mit dem Geist getauft. Ströme des Himmelswassers ergießen sich auf die Herzen der Menschen, erweichen und erwecken manche; viele aber bleiben unberührt, oder verstecken sich vor diesem Regen.

23] Glücklich, wer noch für das Wasser von oben ein empfängliches Herz hat, das aufwärtsgekehrt den Einflüssen himmlischer Segnungen den Eingang nicht wehrt! Es wird sich auf alle diese, wie sich einst auf Christus ein Strahl göttlichen Lichts gleich einer Taube herniedersenkte, das göttliche Gnadenlicht von oben ergießen und Ruhe und Frieden in ihren Herzen und in ihrer Umgebung verbreiten.

24] Viele wenden Mir als eifrige Diener, wie einst Johannes der Täufer, und viele als Meine Lieblinge, wie Johannes der Apostel, Meine Lehre verbreiten und lehren.

25] Schon regt es sich. Wie der leichte Wellenschlag am Ufer des Meeres der Vorbote von größeren Wellen ist, so ist die jetzige religiöse Bewegung der erste Anfang einer noch größeren, hervorgebracht von der Bewegung des geistigen Lebens, das, zwischen Materie und Geist gleichsam eingeklemmt, sich den Ausweg schaffen will, indem das Geistige die Eigenschaft hat, daß es sich auch zusammendrücken läßt und bei zu großem Zwange die Fesseln zersprengt.

26] Auch ihr, Meine Kinder, die ihr berufen seid, durch eure Taten und Worte zu bezeugen, daß ihr Wegweiser und Ebner der geistigen Lebensbahn seid, werdet oft gefragt werden: "Wer seid ihr? Was wollt ihr eigentlich?" Die Welt wird auch euch nicht sogleich alles glauben, wie einst dem Johannes; aber seid getrost! Streut Samen aus, gebt gern denen, die euch um Nahrung bitten, und es kümmere euch nicht, wenn oftmals der ausgestreute Same nicht die Frucht bringt, die ihr wünscht! Auch in einem Walde wachsen nicht alle Bäume gerade. Es gibt dort verkrüppelte, krumme und schlechte; aber deswegen ist der Wald mit seinen Bäumen doch ein Wald, der Tausenden lebender Wesen Schutz und Nahrung angedeihen läßt, und in welchem selbst die mißratenen Gewächse und Bäume noch vielen Nutzen geben. So auch im geistigen Wald der Menschenseelen!

27] Johannes predigte für viele vergebens, wie später Ich selbst, und doch gingen Meine Worte nicht verloren, sondern werden ewig bestehen, teils weil Ich sie sprach, teils weil Meine Worte unumstößliche Wahrheiten sind.

28] Trachtet vorerst danach, euch selbst zu reinigen, euch vom Weltlichen loszumachen, wie es Johannes getan hat! Auch er fröhnte nicht dem Wohlleben des Fleisches, als dem vergänglichen Kleid eines unvergänglichen, ewigen Geistes; nein, durch mäßige Lebensart - nach dem Sinne jener Zeit - machte er den Körper bereit, dem Geist und seiner Seele zu dienen.

29] Und so sollt auch ihr alles Überflüssige, was den Körper verweichlicht, vermeiden. Euer Augenmerk soll darauf gerichtet sein, den Geist und die Seele zu kräftigen. Nicht der Taufe mit materiellem, nein, mit geistigem Wasser sollt ihr euch bestreben, würdig zu sein, damit ihr stets Größeres sehen, Größeres erleben und mit geistiger Sehe die Gemeinschaft der Geisterwelt mit der materiellen Welt begreifen lernt.

30] Euer Trachten soll dorthin gerichtet sein: im Geiste wiedergeboren zu werden. Dann braucht ihr nicht wie einst die zwei Jünger Johannes des Täufers zu fragen: "Rabbi, wo ist Deine Herberge?"; dann ist Meine Herberge in eurem Herzen. Dort bergt ihr den Herrn, der vom Anfang her das Wort, das Licht, die Liebe und das Leben war und dies alles denen verleihen wird, die sich mit geistigem Wasser zu Seinen Kindern taufen lassen: Amen.


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