Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 137


Grundsätze des neugeordneten essäischen Institutes.

01] (Der Herr:) ”Du siehst daraus, daß drüben alles offenbar werden wird und auch werden muß, ansonst die zahllos vielen und verschiedenen Vereine der Geister unmöglich bestehen könnten. Und nun fragt sich's denn, was der drüben für ein Gesicht machen wird, der hier bei den Menschen in einem großen Ansehen gestanden ist ob seiner wunderbaren Verrichtungen, und bei dem es sich jenseits sogleich nur zu klar zeigen wird, daß alle seine Wundertaten ein an und für sich ganz gemeiner Betrug waren; und was der Betrug selbst noch so gut gemeint, so mußte er aber dennoch bezahlt werden und ward dem blinden Käufer als eine echte Wäre verkauft - und das um ein oft sehr großes Geld!

02] Und siehe, das und nichts anderes war denn auch eure bisherige Wiederbelebungsweise, besonders der Kinder! Eure monatlichen öffentlichen Wiederbelebungen in den bewußten unterirdischen, katakombenartigen Gewölben sind eine schon zu dicke Betrugskombination, um davon zu reden; denn da habt ihr ja Menschen in eurem Solde, die sich allmonatlich einmal auf den gewissen Särgen als tot seiend zu verstellen haben und auf euer ihnen bekanntes Kommandowort sich im Angesichte mehrerer blindgläubiger Zuseher von den Särgen zu erheben und sich dann aber auch sogleich also zu Verlaufen haben, daß sie von keinem der oft vielen Zuseher und Bewunderer um ihr Befinden und um ihren allfälligen Namen und Wohnort befragt werden könnten.

03] Weißt du, dieser vögellockerische Betrug ist zu gemein, um davon weiter irgendein Wort zu verlieren; aber da dadurch doch viele bewogen worden sind, euch ein ihnen verstorbenes, liebes Kind zur Wiederbelebung zu übergeben, so kommt er dennoch auch in die Betrachtung und ist sehr geeignet, euch auch jenseits noch sehr lästige Mucken zu machen.

04] Aber wie gesagt, was bei euch bis jetzt geschah, das will und werde Ich auf Meine Schultern nehmen und alles gutmachen für euch; aber für die Zukunft darf weder das eine noch das andere, was nur den allerleisesten Zug und Geruch nach einem Betruge hat, in eurem Institute um keinen Preis der Erde mehr vorkommen, so ihr wollt, daß Ich, als beständig mit Händen zu greifen wirkend, im selben verbleiben soll im Geiste bis ans Ende der Zeiten dieser Erde.

05] Die vollkommenste Liebe und Wahrheit herrsche darin, und kein noch so kleiner Betrug komme je vor, so wird dieses Institut bleiben für alle Zeiten; und sollte es auch dann und wann neidische und finstere Verfolger haben, so werden sie ihm dennoch nichts anhaben können!

06] Es wird zwar in diesem Lande auch von keinem langen Bestande mehr sein, so wie auch diese Meine Lehre nicht - denn dies Land wird zertreten, werden von den allerfinstersten Heiden -; aber in Europa wird dereinst ein Hauptsitz aller derer werden, die an Meinen Namen glauben und hoffen werden, und da werdet ihr euch auch in mehreren Filialinstituten befinden, unter manchen Herrschern beliebt und sehr angesehen, unter manchen bloß geduldet; nur wenige Blinde werden euch treiben über die Grenzen ihres Reiches. Aber die das tun werden, die werden sicher von einem oder dem andern Ungemache gedrückt und von selbem fürder nicht leichtlich los werden. Aber auch jene Reiche, die euch bloß so hin nur dulden werden, werden sich in keinem zu blühenden Wohlstande befinden.

07] Das binde Ich nun als eine Segensgabe an euch, daß ihr stets die rechten Baumeister bleiben werdet, und wo man euch mit Liebe und Ehren aufnehmen wird, wird das Reich eine gute und haltbare Grundfeste bekommen. Nicht zu Ärzten will Ich euch für künftighin machen, sondern zu Bauleuten, die da überall aus den allerfestesten Edelsteinen die Mauer eines neuen, himmlischen Jerusalems aufführen sollen und viele der herrlichsten Wohnungen in dieser Stadt, die nun wohl einen Anfang genommen hat, aber nach der Anfangsmauer ewigfort weiter und weiter erbaut werden soll.

08] Da ihr aber nun Meine Maurer und freien Bauleute seid und Ich Meine Stadt aus den festesten Edelsteinen erbaut haben will, so werdet ihr und du, Mein Freund Roklus, ja doch sehr leicht einsehen, daß Ich keine gemeinen Kalk-, Sand- und Backsteine brauchen kann; darunter verstehe Ich aber eben allerlei Lug- und Trugwerke, die nicht bleiben können für ewig. Nur die reinste und aller Makel barste Wahrheit ist derjenige Diamantstein, der aller Ewigkeit den steten und gleichen Trotz bieten kann.

09] Ihr werdet wohl vielfach in die Versuchung kommen, oft eine andere Miene zu machen, als wie ihr sie der Wahrheit eurer Gefühle nach machen solltet; aber lasst euch da ja nicht verlocken und trüget auch niemanden mit euren Augen, - sondern die vollste Wahrheit spreche sich in allem aus, was ihr seid, und was ihr tut, so werdet ihr auch stets Meiner Gnade, Macht und Weisheit gewärtig sein.

10] Verheißt nie jemandem etwas, das ihr etwa späterhin nicht erfüllen könntet oder aus gewissen Gründen nicht wollt; denn wahrlich sage Ich es euch: Nichts kommt einem Menschen bitterer und ihn bedrängender vor als eine ihm gemachte Verheißung, die aber späterhin ganz stillschweigend nicht gehalten wird! Denn wäre ihm keine Verheißung gemacht worden, so hätte er sich auch nicht darauf verlassen, hätte etwas anderes unternommen, womit er sich irgendeine Hilfe oder einen anderweitigen Nutzen verschafft hätte. Da er sich aber auf die Verheißung fest verlassen hat, die ihm gemacht, aber nicht gehalten ward, so ist er ja dadurch in eine verzweiflungsvolle Lage versetzt und sitzt dann traurig enttäuscht zwischen zwei Stühlen auf dem blanken Sande und verwünscht zumeist jene, die ihn durch ihre Verheißung nun ins größte Unglück gestürzt haben.

11] Was ihr demnach jemandem verheißen habt, das müsst ihr sogar auf Kosten eures irdischen Lebens halten, ansonst Ich kein bleibendes Mitglied eures Institutes sein könnte! Bedenkt aber wohl, Wer Der ist, der euch dieses Gebot gibt! Er ist ein ewiger Herr über alles, was Leben und Tod heißt; und würde Ich nichts ahnden noch in dieser Welt, so doch das ganz gewiß, so ein Mensch dem andern etwas verspricht, dann aber aus irgendeinem gewöhnlich selbstsüchtigen Grunde es nicht hält!

12] So du dem, der dir einen Dienst erwiesen hat, den verheißenen Lohn vorenthältst, so begehst du eine größere Sünde, als so du jemanden bestohlen hättest! Hat er seinen Dienst lau und schlecht verrichtet, so kannst du ihn wohl daran erinnern und ihm sagen, daß er ein künftiges Mal einen solchen Lohn nicht mehr zu gewärtigen habe, so er nicht mit dem erforderlichen Fleiße seinen bedungenen Dienst verrichten werde; aber für den noch so lau verrichteten Dienst mußt du ihm dein Wort halten, auf daß er erfahre, daß in dir der Geist der vollen Wahrheit lebt und wirkt!

13] Aus diesem Grunde helfe auch Ich euch eure hundertsieben toten Kinder in der vollsten Wahrheit erwecken, auf daß ihr nicht als Lügner und treulose Versprecher vor jene zu stehen kommt, denen ihr das Wiedererwecken ihrer verstorbenen Lieblinge auf das allerheißest Wahre verheißen habt; aber für die Folge nehmt euch ja ganz vollkommen ernstlich zusammen! Denn alles, was ihr wider diesen Meinen leicht zu erfüllenden Rat tun oder unternehmen würdet, würde euch ganz unausbleiblich sehr schlechte Früchte tragen.

14] Kommt euch all das etwa zu schwer vor, weil du dabei eine ganz bedenkliche Miene zu machen anfängst? Sage es Mir nur ganz laut und offen, so du Mir dabei etwas einzuwenden hast! Nun sind wir noch persönlich beisammen und können noch so manches erörtern, was in der Folge offenbar etwas schwieriger würde, da wir uns dann persönlich nicht so bald wieder begegnen dürften! Rede nun, und Ich will dich hören!“



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